27. Sep 2024
Bei den Europa- und Landtagwahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg fiel auf: Viele der 16- bis 24-Jährigen wählen völlig anders als bei den Wahlen zuvor. Eine Reportage des MDR geht dem veränderten Wahlverhalten der Gen Z auf den Grund, aktuelle Studien belegen die dort eingefangenen Eindrücke.
Warum ist das so? Ist das generelle Frustration oder schon ein Rechtsruck? Und wie sprechen junge Wähler:innen untereinander darüber? »Migration, TikTok, Geld, Sicherheit – Warum wählt die Generation Z die AfD?« fragt eine neue Folge der MDR-Reihe »exactly« – zu sehen auf dem YouTube-Kanal »MDR Investigativ.
Die MDR Investigativ-Reporter Tobias Sylvan und Oliver Matthes sprechen mit den jungen Menschen und Jugendlichen der sogenannten Gen Z, die in der Vergangenheit oft als politisch und klimabewusst beschrieben wurde. Dafür besuchen sie ein Simson-Treffen in Zwickau – das ist ein Festival, auf dem auch rechtsextreme Symbole auftauchten. Außerdem verfolgen sie Diskussionen in einem Berufsschulzentrum in Freiberg und begleiten die Wahlentscheidung eines Erstwählers zur Europawahl.
Über mehrere Wochen haben die Reporter Jugendliche begleitet. In vielen Gesprächen wird deutlich, dass sich die Generation Z nach Stabilität in unserer Gesellschaft sehnt. Viele ihrer jungen Protagonist/-innen leben mit einem Gefühl der Unsicherheit. Mehr Sicherheit statt Freiheit scheint für manche eine Lösung. Andere beschreiben ihre alltäglichen Probleme rund um Arbeit und Geld und betonen die Social Media-Präsenz der AfD, die im Osten einfach überall präsent sei. Dazu kämen Inflation, Corona, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel – all das habe das Potenzial, das Wahlverhalten in einer Demokratie zu beeinflussen.
„Die Krisen der vergangenen Jahre haben bei vielen auch seelische Spuren hinterlassen“, hält der aktuelle Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung fest. Wenngleich die junge Generation so vielfältig wie nie zuvor sei, teilten alle Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene gemeinsame Bedürfnisse. „Sicherheit und Orientierung sind notwendig für gutes Aufwachsen“, heißt es in der des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dies sei gerade in der aktuellen dynamischen und unsicheren Zeit besonders wichtig. Eine starke Kinder- und Jugendhilfe sei dafür unverzichtbar.
Die Sozialpsychologin Johanna Niendorf forscht zu politischen Einstellungen bei jungen Menschen und hält in der MDR-Reportage fest, dass auch die Gen Z für autoritäre Einstellungen empfänglich sei. Dies hat zuletzt auch die Jugendstudie „Jugend in Deutschland“ bestätigt. Diese hatte der sogenannten Gen Z eine „tiefsitzende mentale Verunsicherung“ attestiert, die zu Pessimismus und Rechtsruck unter jungen Menschen geführt habe. Dass es der AfD gelungen sei, sich bei jungen Menschen als „Problemlöser für die aktuellen Sorgen anzubieten“, führen die Studienautoren auf das Medienverhalten in der Gen Z zurück, die sich über Nachrichten und Politik hauptsächlich in den Sozialen Medien informiert, in denen die AfD mit Anstand die meiste Reichweite vor den anderen Parteien hat.
Lehrerverbände fordern mehr Medienbildung und Aufklärung im Unterricht. Susanne Lin-Klitzing vom Deutschen Philologenverband sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass Soziale Medien häufig die Extreme begünstigen. Es sei daher „unerlässlich, dass Medienbildung an Schulen eine wichtige Rolle spielt und Schülerinnen und Schüler befähigt werden, Informationen kritisch zu hinterfragen.“
Quelle: SenBJF-Newsletter 31/24