04. Mär 2025
Sonderauswertung zur PISA-Studie 2022
Für die aktive Teilhabe an einer sich ständig im Wandel begriffenen und technologiebasierten Gesellschaft bilden ausgeprägte digitale Kompetenzen eine zentrale Voraussetzung. Eine nun veröffentlichte Sonderauswertung der PISA-Daten aus 2022 beleuchtet, wie deutsche Schüler:innen ihre digitale Informationskompetenz einschätzen und welche Rolle individuelle Merkmale, die digitale Ausstattung an den Schulen sowie Lehrkräfte dabei spielen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Schüler:innen aus Deutschland als auch international mehrheitlich angeben, Informationen problemlos online suchen und finden zu können (69 % in Deutschland, 64 % international). Ein anderes Bild zeigt sich jedoch, wenn es darum geht, die Qualität der gefundenen Informationen zu bewerten. International trauen sich nur knapp die Hälfte der Schüler:innen (51 %) zu, die Qualität gefundener Informationen auch leicht bewerten zu können. In Deutschland ist dieser Anteil mit 47 % sogar noch niedriger.
Ähnlich kritisch sind die Ergebnisse auch in anderen Bereichen der digitalen Informationskompetenz: Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt (72 %) geben signifikant weniger Schüler:innen in Deutschland (62 %) an, bei der Suche nach Informationen verschiedene Quellen miteinander zu vergleichen, obgleich dies ein zentraler Bestandteil digitaler Informationskompetenz ist.
Ein weiteres alarmierendes Ergebnis betrifft das Teilen von Inhalten im Internet. Fast ein Drittel der Schüler:innen in Deutschland gibt an, Informationen online zu teilen, ohne deren Richtigkeit vorher überprüft zu haben. Dieser Anteil liegt über dem OECD-Durchschnitt und birgt ein erhebliches Risiko für die Verbreitung von Falschinformationen. Diese Ergebnisse decken sich größtenteils mit den aktuellen Befunden der ICILS-Studie (2023), welche die digitalen Kompetenzen der Schüler:innen anhand von Kompetenztests untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass nur ein sehr kleiner Anteil der befragten Achtklässler (1 %) in der Lage ist, Informationen selbständig zu recherchieren, sicher zu bewerten und anspruchsvolle Informationsprodukte zu erstellen. Im Gegensatz dazu verfügen mehr als ein Drittel der Achtklässler lediglich über sehr rudimentäre und basale Fähigkeiten im kompetenten Umgang mit digitalen Medien.
In diesem Zusammenhang fallen für die Schüler:innen in Deutschland auch geschlechtsspezifische Differenzen ins Auge. So geben Mädchen häufiger als Jungen an, unterschiedliche Quellen bei der Recherche nach Online-Informationen heranzuziehen (M: 64 %, J: 59 %) und die Richtigkeit von Online-Informationen zu prüfen, bevor sie diese in sozialen Netzwerken teilen (M: 71 %, J: 62 %). Im Gegensatz dazu geben Jungen häufiger als Mädchen an, dass sie mit ihren Lehrkräften oder im Unterricht diskutieren, ob Online-Informationen richtig sind (M: 31 %, J: 37 %). Der Sonderauswertung zufolge teilen Jungs frei erfundene Informationen auf sozialen Netzwerken auch häufiger als Mädchen, ohne darauf hinzuweisen, dass sie nicht wahr sind (M: 14 %, J: 21 %).
Ergänzt werden diese Erkenntnisse durch die Angaben der befragten deutschen Schüler:innen zur digitalen Ausstattung an ihren Schulen und wahrgenommenen Kompetenzen der Lehrkräfte. Tatsächlich gibt nur knapp die Hälfte (49 %) an, dass es genug digitale Medien für alle Schüler:innen gäbe, ein Wert, der deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 71 % liegt. Ähnlich verhält es sich mit einem Internetzugang für digitale Geräte, der laut Schülerschaft nur in 55 % der Fälle vorhanden ist (OECD-Durchschnitt: 74 %).
In Bezug auf ihre Lehrkräfte stimmt die Hälfte der Schüler:innen (50 %) der Aussage zu, dass diese über die erforderlichen Kompetenzen verfügen und digitale Geräte im Unterricht zu nutzen (OECD-Durchschnitt: 70 %). Darüber hinaus zeigte sich ein durchweg positiver Einfluss der von den Schüler:innen wahrgenommenen Offenheit der Lehrkräfte, digitale Medien im Unterricht zu verwenden, auf wesentliche Aspekte der digitalen Informationskompetenz der Schüler:innen, insbesondere dem Vergleich verschiedener Quellen und der Überprüfung der Richtigkeit von Online-Informationen.
Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse zur selbsteingeschätzten digitalen Informationskompetenz von Schüler:innen in Deutschland wichtigen Nachholbedarf in unterschiedlichen Bereichen. Schulen und Lehrkräfte können hier eine Schlüsselrolle einnehmen und die digitale Informationskompetenz der Schüler:innen nachhaltig stärken.
Quelle: https://www.berlin.de/sen/bjf/service/newsletter/newsletter.1533537.php